Geschichte der Galerie

erschienen zum 25-jährigen Jubiläum der Galerie in der Publikation
FASZINATION ALT-AMERIKA

Sechs Wochen Schichtarbeit in der Härterei von Mercedes waren der Preis für meine erste Reise nach Amerika, nach dem Abitur 1972 am Böblinger Wirtschaftsgymnasium. Zu der Zeit war dieses Amerika für mich gleichbedeutend mit „USA“ – ein Land, noch nicht der Kontinent, dessen kulturelle Vielfalt mich mehr faszinierte als Asien, zu der Zeit Traumziel vieler meiner Altersgenossen.
Durch mein Traumland fuhren mich die Greyhound-Busse siebzig spannende Tage lang. Eine Erfahrung unter vielen war: Amerika ist eben nicht nur die USA. Die indianischen Märkte mit ihrer Fülle an Türkisschmuck, dem Kunstgewerbe, das Grenzland im Süden mit seiner mexikanisch geprägten Kultur… Viele Nachtfahrten im Greyhound halfen mir, Übernachtungskosten zu sparen – zugunsten meines Budgets für mexikanisches Kunstgewerbe. Vergessen habe ich vieles, aber an den Kauf des ersten Wandteppichs, der ersten Halbedelsteine und der ersten Keramik erinnere ich mich noch so gut, als wäre es gestern gewesen. Der Gedanke, zukünftig meinen Lebensunterhalt mit indianischem Kunstgewerbe zu verdienen entstand bereits durch diese erste Reise. Doch leider gab es an meinem ersten Studienort Tübingen schon einen Mexikoladen und ich konzentrierte mich auf mein Jurastudium. Nach drei Semestern Jura stellte ich fest, daß dieses Studium zu trocken für mich war und probierte mein Glück 1974 mit meiner ersten Geschäftsidee: ein Schreibwarenstand, der Uni-Laden an der Mensa in Tübingen. Studenten konnten dort mitarbeiten, die Artikel wurden zu sehr günstigen Preisen angeboten. Das Geschäft lief recht gut – der örtliche Schreibwarenhandel war sauer. Bald hatten wir weitere Stände an anderen Universitäten: Stuttgart, Hohenheim, Vaihingen, Ludwigsburg … Zum Schluß arbeiteten mehr als 20 Studenten mit. Der Aufbau eines Geschäftes machte großen Spaß, konnten doch hier meine im Wirtschaftsgymnasium erworbenen Kenntnisse in die Tat umgesetzt werden.

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Doch wollte ich nicht mein ganzes Leben mit dem Verkauf von Schreibwaren verbringen. Als ich dann im Sommer 1976 von der Gründung eines regelmäßig stattfindenden Flohmarktes auf dem Kleinen Schloßplatz in Stuttgart erfuhr, war ich bereit, mich auf ein neues Wagnis einzulassen. Ich bekam von der Stadt einen festen Platz für den Verkauf von lateinamerikanischem Kunstgewerbe, das ich zu diesem Zeitpunkt aber noch gar nicht hatte. Das Fernsehen zeigte einen Bericht über die erste Übersee-Import-Messe in Berlin. Sie sollte helfen, kunsthandwerkliche Traditionen in der Dritten Welt zu unterstützen.

Ich war beeindruckt von den südamerikanischen Ständen, besonders denen aus Peru mit schönen Wandteppichen, Keramiken und anderer indianischer Volkskunst. Hier lernte ich die anthropologisch orientierte Händlerin Gertrude de Solari kennen, sowie Bernardo Luck mit seinem Freund Raul, die eine Galerie für indianische Kunst im Zentrum von Lima betrieben. Bei Gertrude de Solari machte ich meine erste Bestellung für eine Importsendung: sehr schöne authentische Volkskunst der Quechua – und Aymaraindianer . Von Herrn Kunckel aus Lima bekam ich die Adresse eines deutschen Großhändlers (El Poncho) für peruanische und bolivianische Pullover und Ponchos aus Alpacawolle.

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Dort kaufte ich später 10 Pullover und etwas Kunstgewerbe ein und konnte am ersten Flohmarkttag fast alles verkaufen. Behalten habe ich von diesem ersten Einkauf meinen persönlichen Alpacapullover, der heute als Erinnerung in meiner Galerie einen Ehrenplatz hat. Beim zweiten Einkauf bei El Poncho kaufte ich 50, danach 100, danach 500 Pullover.

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Der Flohmarkt auf dem Kleinen Schloßplatz lief sehr gut, die Pullover wurden zum Renner. Wir fuhren auch auf andere Flohmärkte und bekamen einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt in Ludwigsburg. Die erste Reise nach Peru folgte im Sommer 1977. 6 Wochen konnte ich das Land entdecken und meine Kontakte der Übersee-Import-Messe ausbauen. Gertrude de Solari war für mich hier besonders wichtig. Mit ihrer malerischen Galerie, Los Alamos, in einem Anwesen außerhalb von Lima, war sie erste Anlaufstelle für die Andenindianer, die aus dem Hochland nach Lima kamen. Sie öffnete mir die Augen für die authentische indianische Volkskunst und wurde somit prägend für weitere Reisen und meinen Werdegang.

Besonders fasziniert war ich von den Zaubersteinen, als Opfergabe von den Schamanen geheiligt und dann der Erdmutter dargebracht: Tiere, Gehöfte, Hausdarstellungen, viereckige Steine mit magischen Ritzzeichnungen.Diese kleinen Steinobjekte waren zum Teil mehrere hundert Jahre alt und man fand sie in solcher Qualität und Vielfalt nur bei Los Alamos. Ebenso die bis zu 200 Jahre alten Schultertücher, die dazugehörigen Gewandnadeln und Anhänger aus Minensilber. Gertrude de Solari hatte eine große Liebe für die indianische Bevölkerung, die noch ihre ursprüngliche Tradition in den Bergdörfern der Anden lebten und fühlte sich der Achtung vor der indianischen Bevölkerung verpflichtet. Dies gab sie auch an mich und an viele andere Besucher ihrer Galerie weiter. Es war für mich natürlich klar, jetzt auch Pullover, Ponchos und alle weiteren gestrickten und gewebten Dinge direkt von Lieferanten aus Peru und Bolivien zu beziehen.

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Londoner Taxi, 1978
Londoner Taxi, 1978

Von der ersten Reise zurückgekommen, voll mit interessanten Eindrücken, erfuhr ich von Ralf Kotalla, daß er seine kleine „Galeria Mexicana“ in Stuttgart aufgeben wollte.

Dies war für mich die Gelgenheit einen bereits existierenden Laden zu übernehmen. Am 3. November 1977 eröffnete ich in der Schwabstraße 82 im Stuttgarter Westen die „Galeria Peruana“, ein Geschäft für indianisches Kunstgewerbe Kleidung und Schmuck. Ein gefördertes Geschäfts-gründungsdarlehen mit Bürgschaft meiner Mutter gab dem neuen Unternehmen einen soliden finanziellen Rahmen. Ich fuhr nach London und kaufte dort mein schwarzes Londoner Taxi, das mit entsprechender Werbeaufschrift jahrelang für die „Galeria Peruana“ warb und in Stuttgart sehr bekannt wurde. Zur Mitarbeit beim Verkauf konnte ich meine Mutter gewinnen, die dem Laden dadurch einen sehr familiären Charakter gab. Mein Vater, handwerklich sehr begabt, half beim Ausbau des durch neu dazugekommene Räume immer größer werdenen Geschäftes: die Umkleidekabinen mußten vergrößert werden, in der Küche bekamen wir eine Bar. Viele Reisen nach Peru und Bolivien folgten, halb fühlte ich mich schon als Peruaner. Ich reiste im Land umher, besuchte die Zentren der verschiedenen kunsthandwerklichen Traditionen, die schon durch die Inka diese Spezialisierung erhalten hatten: das Dorf Quinua war berühmt für Keramik, Ayacucho für Wandteppiche, gefärbt mit Pflanzenfarben und Retablos, Hualhuas für die Alpacaweberei, San Jeronimo für Silberarbeiten, Huancayo für den großen Sonntagsmarkt, Cochas für beschnitzte Kürbisse. Den Sonntagsmarkt in Pisac bei Cuzco, den Inkatrail nach Machu Picchu, die Inseln auf dem Titicacasee, die Zaubergasse in La Paz, alles besuchte ich immer wieder, fotografierte die Künstler und Händler in ihren Geschäften und Dörfern und kaufte Schönes. Kaum einen indianischen Markt oder Kuriositätenladen ließ ich aus. Ich war bald überall bekannt, die Künstler und Handwerker legten für mich die gewünschten Dinge zurück. Die ersten Ausstellungen der Galerie waren geprägt von unmittelbar vorausgegangenen Einkaufsreisen.

Zu sehen war die gerade neu erworbene indianische Volkskunst, die Eröffnungen waren Feste mit Bewirtung und indianischen Musikgruppen. Die ganze Familie mit Freundeskreis war hier eingespannt. Ich erinnere mich noch gut des Kommentares eines älteren Besuchers einer der ersten Vernissagen: Ihren Einsatz, Herr Hoffmann, kann ich gut verstehen, Ihren Mut aber bewundere ich. Ich war geschmeichelt, aber erst einige Jahre später wurde mir bewußt, daß man in Schwierigkeiten kommen konnte durch ein so schnell wachsendes Unternehmen. Geschäftsgrundlage war der rasch aufgebaute Großhandel mit Pullovern und Ponchos aus Alpacawolle.

Familie und Mitarbeiter in der Bar bei der Weihnachtsausstellung, 1980
Familie und Mitarbeiter in der Bar bei der Weihnachtsausstellung, 1980

Familie und Mitarbeiter in der Bar bei der Weihnachtsausstellung, 1980Selbständige Vertreter, u.a. meine Brüder Michael und Amadeus, fuhren mit VW-Bussen durch Deutschland, suchten Boutiquen, deren Inhaber direkt im Auto die Waren aussuchen konnten. Ich selbst konnte in Stuttgart den damaligen Trendladen „Die Dschunke“ als Großkunden gewinnen. Jeder wollte die Pullover haben, deshalb explodierte der Umsatz in den nächsten drei Jahren. Doch leider war ich nicht auf die Kurzlebigkeit der Modetrends vorbereitet.

Von einem Jahr auf das nächste waren die Pullover nur noch schwer abzusetzen, und mein ganzes mit Krediten finanziertes Lager leerte sich nicht.

Es folgten nun schwierige Jahre, die Galerie mit Ausstellungen sowie einem edleren internationalen Bekleidungsprogramm wurden zum alleinigen Standbein.

An das Reisen war nicht mehr zu denken, auch kamen 1983, 1985 und 1987 meine drei geliebten Töchter zur Welt. Meine damalige Frau suchte auf deutschen Mode-messen die interessantesten Kleider aus und half in der Galerie. Ich konnte die Einkäufe auf den Modemessen nur mit Wechseln bezahlen und es war sehr nervenaufreibend nicht zu wissen, ob beim Einzug der Wechsel genügend Deckung auf dem Bankkonto war. Diese Fehlentscheidung eines zu schnellen Wachstums durch große Kreditaufnahme hat mir in späteren Jahren jedoch sehr geholfen, denn es führte dazu, diesen Fehler nicht zu wiederholen, in allen weiteren Dispositionen sehr vorsichtig zu werden und den Ausbau der Galerie nicht mit weiteren Krediten zu finanzieren.

Die Ausstellungen wurden von Jahr zu Jahr hochwertiger, weshalb ich das Kleidungsprogramm im Sommer 1994 in einem Ausverkauf aufgab. Das Rote Kreuz bekam ca. 2000 Alpaca-Pullover, die übrig geblieben waren. Sie wurden in einem Lastwagen nach Rumänien gefahren und dort verteilt.

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In den Ausstellungen war es mir sehr wichtig, immer wieder neue Gebiete und Aspekte des indianischen Amerika für die Besucher entdeckbar zu machen,es war eine spannende Reise, die mich in die vielen Kulturen des alten Amerika führte. Kleinere und größere europäische Sammlungen präkolumbischer Kunst sind mir schon seit vielen Jahren angeboten worden, dadurch wagte ich den Schritt, der mich zu meiner heutigen Spezialisierung führte.

Im Mai 1986 hatte ich einen Stand auf der ISA auf dem Stuttgarter Killesberg. Allerdings hielt sich der Verkauf in Grenzen, denn der Umsatz deckte gerade die Kosten. Für die Bekanntheit der Galerie aber war es ein Erfolg, denn wichtige Sammler lernten mich hier kennen.
Von 1989 bis 1993 unternahm ich wieder zwei Reisen pro Jahr nach Südamerika und besuchte außer Peru und Bolivien jetzt auch Kolumbien, Ecuador und Venezuela. In Peru hatte sich die politische Situation geändert. Die Untergrundbewegung „Der leuchtende Pfad“ hatte im Hochland viele Täler erobert und an ein Reisen, ungezwungen wie früher, war nicht mehr zu denken. Viele bekannte Kunsthandwerkerfamilien zogen in die Vororte von Lima. Das Leben in den Bergen war zu unsicher geworden, niemand reiste mehr dort hin um Waren zu kaufen. Meine Reisen beschränkten sich dadurch auf die Hauptstadt Lima.

Im März 1990 wurde ich Mitglied im „Landesverband der Kunst- und Antiquitätenhändler von Baden-Württemberg e.V .“. Dies war eine sehr schöne Bestätigung meiner seriösen Tätigkeit als Kunsthändler, denn es wurden u.a. drei Bürgen benötigt um in den Verband zu kommen. Die Mitgliedschaft ermöglichte mir die Teilnahme an den großen deutschen Kunstmessen.

Der 500. Jahrestag der sogenannten „Entdeckung Amerikas“ war der Bezugspunkt für viele wichtige Ausstellungen, die in Europa und Nordamerika stattfanden. Bei der berühmten Ausstellung „Trésors du Nouveau Monde“, die u.a. von meinem Kollegen Emile Deletaille geleitet wurde, traf sich die ganze Welt der Sammler und Händler. Dies war auch der Anlaß für meinen Freund Raul, seine zweite Europareise anzutreten und so besuchte er mich danach auch in Stuttgart und konnte meine Familie und meine Galerie kennenlernen. Gertrude de Solari besuchte mich und es war mir eine große Freude, ihr Lob über meine Galerie zu hören. In Stuttgart hatten sich auch einige lateinamerikanische Vereine mit meiner Galerie zusammengeschlossen, um unter der Schirmherrschaft der Ministerin Brigitte Unger-Soyka die „Lateinamerikanischen Kunst- und Kulturtage 1992″ zu veranstalten. Die Tätigkeit der Galerie wurde verstärkt und einige von mir veranstalteten Vorträge im Linden-Museum Stuttgart ergänzten die Ausstellungen.

Es war ein wichtiger Meilenstein, als ich 1993 an der Westdeutschen Kunstmesse in Köln teilnahm. Schon bei der Eröffnung in der ersten halben Stunde wurden drei größere Objekte verkauft, die Messekosten waren bezahlt. Der erste bedeutende Kunde war ein englischer Altmeisterhändler. Er konnte nur mit einem Scheck bezahlen und da ich ihn noch nicht kannte, war mir etwas mulmig dabei. Aber so wie hier habe ich mich auch oft später auf meine Intuition verlassen und Kunstwerke mitgegeben, obwohl sie erst danach von den mir noch unbekannten Sammlern bezahlt wurden. Hierbei zeigte sich, daß ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis zwischen Kunsthändler und Sammler Basis für eine langfristige Zusammenarbeit sein kann. Ich nahm an, das gehe so auf jeder Messe. Es stellte sich allerdings als Wunschdenken heraus, denn in den bis heute folgenden ca. 30 Kunstmessen (München, Köln, Düsseldorf, Herrenhausen, Hamburg, Berlin, Frankfurt, Basel) gab es mehrmals auch diese letzte halbe Stunde, die über den Erfolg der Messe entschied.

Innenansichten der Galerieräume, 1978
Innenansichten der Galerieräume, 1978

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Schon von den ersten Jahren an war mir am wichtigsten, für meine Kunden die größtmögliche Sicherheit bei der Echtheitsbestimmung von präkolumbischer Kunst zu bekommen. Deshalb ließ ich schon von Anfang an alle Keramiken im Labor für Fälschungserkennung von Ralf Kotalla untersuchen – er arbeitet seit 1979 mit der Thermolumineszenzanalyse .

Kunstmesse Köln, 2001

Von vielen Sammlern und Besuchern der Galerie und der Kunstmessen erhielt ich im Lauf der Jahre wertvolle Hinweise und – ohne daß ich es genau auf den Tag bestimmen kann – war ich zum Experten für präkolumbische Kunst geworden. Mitte 1993 habe ich den Firmennamen in „Galerie Alt-Amerika“ umbenannt, um damit die erweiterte Ausstellungstätigkeit und die Angebotsbreite besser darzustellen. Auch war der Begriff Alt-Amerika viel näher an der präkolumbischen Kunst.

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Um die Eröffnungen noch reizvoller zu machen hatte ich schon früh angefangen, Amerikanisten, Völkerkundler und Fachleute einzuladen, die entweder in der Galerie bei der Eröffnung oder in den von mir im Linden-Museum Stuttgart begleitend zur Ausstellung veranstalteten Vorträgen sprachen: Dr. Axel Schulze-Thulin (Kustos des Linden-Museums), Ferdinand Anton (Experte aus München), Dr. Bodo Schwalm (Museumsleiter in Grevenbroich), Dr. Ernst Fischer (bekannter Sammler präkolumbischer Kunst), Ralf Kotalla (Labor für Fälschungserkennung), Prof. Helmut Krumbach (DIAF, Düsseldorf), Prof. Dr. Günter Hartmann (ehem. Völkerkundemuseum Berlin, Experte für Molakana), Nicolas Hellmuth (Maya-Experte, USA)…

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Ich hielt Diavorträge über meine Reisen, über die Shipibo, die Cuna mit ihren Molakana und über Trachten und Textilien im Hochland von Guatemala. Seit 1995 machte ich es mir zur Aufgabe, selbst die Eröffnungsvortäge zu halten, dadurch ergab sich eine weitere Einarbeitung in die Kunst des alten Amerika. Durch die Aufgabe des Kleiderprogrammes 1994 erschlossen sich den Mitarbeitern neue Tätigkeitsfelder: Eva Ziemer wurde im Laufe der Jahre zur hervorragenden Fachkraft für Textilrestauration, Gerda Seifert baute die Bibliothek aus und befasste sich mit Beschreibung und Gutachten präkolumbischer Kunst. Heute haben wir in unserer Bibliothek etwa 1500 Bücher und Publikationen über das präkolumbische und indianische Amerika; es kommt oft vor, daß sich Museen oder Universitäten bei speziellen Fragen über seltene Objekte an uns wenden. Sevgi Yasar wurde Assistentin der Geschäftsleitung und war eine unersetzbare Mitarbeiterin, die mich auch in meiner Abwesenheit mit vollstem Einsatz vertrat. Berthold Röhling, als frei mitarbeitender Grafiker der Galerie schon lange verbunden, hat sich auf die Herstellung von Objektständern spezialisiert und findet auch für das komplizierteste Objekt eine Lösung. Das ganze Team der Galerie Alt-Amerika ist nach dem Prinzip „learning by doing“ in eine immer größer werdende Aufgabe hineingewachsen.

Bei der ersten Ausstellung mit dem Thema „Die Frauen im alten Amerika“ im Frühjahr 1998 überraschte mich die große Resonanz. Der Kunstverein Aalen wollte sie in größerem Rahmen präsentieren. Auch diese Ausstellung „Frauen des alten Amerika in Kunst, Kultur und Alltag“ vom 9.12.1998-7.2.1999 war ein großer Erfolg.
In Gesprächen über gemeinsame Projekte mit dem Museum „Haus Völker und Kulturen“ in St. Augustin beschloß ich mit dem Museumsleiter Dr. A. Fausone, dort die Ausstellung in erweitertem Umfang vom 11.3.-18.11.2001 zu zeigen.

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In vielen Ausstellungen wurde in den letzten Jahren das Wirken und Leben der Indianer Alt-Amerikas gezeigt, verstärkt durch das Interesse, das 1992 der 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas brachte. Doch es gab kaum Publikationen, die sich mit dem Thema „Frauen des alten Amerika“ beschäftigen. Diese Lücke zu schließen war für mich eine reizvolle Herausforderung.

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Ohne die Unterstützung meiner Lebensgefährtin Martina Irion hätte ich mich jedoch nicht an dieses Projekt gewagt. Gemeinsam wurde das Konzept des Buches erstellt. Layout, Satz und Bildbearbeitung waren ihre Aufgabe, ich fotografierte die Objekte, meine frühere Mitarbeiterin Gerda Seifert verfaßte die Texte. Ein Verlag wurde gegründet, das Buch in einer tschechischen Druckerei hergestellt. Die Ausstellungseröffnung in St. Augustin mit Festprogramm und einem Vortrag von mir war ein sensationeller Erfolg. So viele Besucher wurden bei einer Eröffnung in diesem Museum noch nie gesehen, viele Sammler und Freunde der Galerie waren anwesend.

Mutter Rosemarie Hoffmann
Mutter Rosemarie Hoffmann
Lebensgefährtin Martina Irion
Lebensgefährtin Martina Irion
Vater Günther Hoffmann
Vater Günther Hoffmann

Nach dem ersten geglückten Buchprojekt nahmen wir gleich das nächste in Angriff. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Galerie im Oktober 2002 wollte ich allen meinen Kunden und Interessenten eine Festschrift schenken. Heraus kam das Buch „Faszination Alt-Amerika“ mit der kompletten Geschichte der Galerie und den Objekten der Jubiläumsausstellung.

2006, zur Ausstellung „Fruchtbarkeit? Erotik? Sex? Im Alten Amerika“ im Knauf Museum Iphofen erschien ein Buch mit Texten von Robert Finn Steinle im Verlag J.H. Röll. Die ausgestellten Leihgaben stammten bis auf wenige Ausnahmen von der Galerie Alt-Amerika.

Im November 2007 konnten wir mit der Ausstellung „Musik im Alten Amerika“ das 30-jährige Jubiläum der Galerie feiern. Zum Fest waren viele Sammler und Freunde der Galerie anwesend. Frau Prof. Dr. Ellen Hickmann, die Autorin des erstmalig zu diesem Anlass vorgestellten Buches „Klänge Altamerikas — Musikinstrumente in Kunst und Kult“, führte mit einem interessantem Vortrag durch die Ausstellung.

Seit 2008 gibt es regelmäßig ein bis zwei Ausstellungen pro Jahr, immer im Frühjahr und Herbst. Die großen Eröffnungsfeste entwickelten sich dabei zu einem „Präkolumbischen Salon“; zu dem ein fester Sammler- und Freundeskreis persönlich eingeladen wird.

2012 fand eine große Jubiläumsausstellung statt, zu diesem Ereignis erschien das Buch „35 Jahre Faszination Alt-Amerika“, mit der Erweiterung der Geschichte der Galerie, den Lieblingsobjekten der Sammler und Museen, persönlichen Texten von Freunden der Galerie und den Objekten dieser Ausstellung.

In der Rubrik „Ausstellungen“ sind unsere Einladungsflyer von 1999 bis heute abgebildet, sie zeigen die vielfältigen Themen der Ausstellungen.

Ganz herzlich bedanken möchte ich mich bei allen, die mir beim Aufbau der Galerie geholfen haben: den Mitarbeitern aus allen Bereichen und meiner Lebensgefährtin Martina Irion, die mir mit Rat und Tat und Liebe immer zur Seite steht; auch den vielen Sammlern, Experten und Freunden der Galerie, die mir viel von ihrem Wissen vermittelten und mich motivierten, diesen Weg zu gehen, der hoffentlich noch lange nicht zu Ende ist.

Ich werde mich bemühen, auch weiterhin für alle Freunde der altamerikanischen Kunst faszinierende Ausstellungen zu veranstalten.

Ulrich Hoffmann, 2015